WAS KÖNNTE ES GEWESEN SEIN, DAS DAMALS ALS STERN VON BETHLEHEM SO HELL AM HIMMEL LEUCHTETE?

Plötzlich stand er am Himmel. Er war so auffällig, dass man ihn mit bloßem Auge erkennen konnte. Und er wies einen klaren Weg: den zum neugeborenen König. Ein Stern war es, der die Weisen aus dem Morgenland zur Krippe des jungen Jesus geleitete. So erzählt es das Neue Testament. Im Matthäus-Evangelium ist die Geschichte festgehalten. Matthäus spricht von „Magiern“, die sich damals auf die Reise begaben. Magier, so nannte man gebildete Männer, die sich mit der Sternkunde und Astrologie beschäftigten. Die Weisen waren Sterndeuter. Und so heißt es in der Einheitsübersetzung der Bibel:

„Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. … Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“ (Matthäus 1 f., 9-12)

Der Stern von Bethlehem inspirierte Künstler und Astronomen. Bereits im 2. Jahrhundert versuchten Christen herauszufinden, um was für eine Himmelserscheinung es sich dabei gehandelt haben könnte. Mit diesem Wissen würde sich, so hofften sie, der Zeitpunkt von Jesu Geburt genauer bestimmen lassen.

Schnell kam eine erste These auf: Der Stern von Bethlehem sei ein Komet. Zwar konnte man den Komet Halley in den Jahren 12 und 11 v.Chr. am Himmel sehen, doch da war Jesus noch nicht auf der Welt. Auch, dass ein anderer, uns unbekannter Komet Eingang ins Matthäus-Evangelium fand, gilt inzwischen als unwahrscheinlich. Denn gemeinhin wurden Kometen in der Zeit um Christi Geburt mit Unheil in Verbindung gebracht. Sie kündigten – so der Volksglaube – Kriege, Seuchen und Hungersnöte an, nicht aber die Geburt eines Königs.

Es könnte sein, dass hinter dem Phänomen „Stern von Bethlehem“ gar kein Stern im eigentlichen Sinne steckte, sondern vielmehr das Zusammentreffen zweier Planeten am Firmament. Im Jahr 7 v. Chr. nämlich – in einer Zeit also, in der Jesus wirklich geboren worden sein könnte – kamen sich Jupiter und Saturn von der Erde aus betrachtet sehr nah. Sie verschmolzen beinahe zu einem einzigen hellen Punkt am Himmel. Und das geschah nicht nur einmal in besagtem Jahr, sondern gleich dreimal. Wahrhaftig etwas Besonderes, selbst rein astronomisch betrachtet. Dreifachkonjunktionen von Planeten sind selten. Die letzte in unserer Zeit fand 1980/1981 statt (die 13. nach der „Weihnachtskonjunktion“). Eine nächste Dreierkonjunktion hat man für 2238 errechnet. Entscheidend für die Theorie einer Planetenkonjunktion ist nicht nur ihre Beobachtung, sondern ihre astrologische Deutung.

Der gemeinsame kosmische Aufgang von Jupiter und Saturn über Bethlehem.

Die Menschen damals stellten aber nicht einfach die besondere Planetenkonstellation mit Erstaunen fest; sie versuchten, ihr eine Aussage zu entlocken. Schließlich hatte jeder Planet und auch die Sternbilder, durch die er sich bewegte, eine eigene Bedeutung – wie auch heute noch in der Astrologie. Mit dem Saturn verbanden die Sterndeuter aus Babylonien das Volk Israel. Der Jupiter galt als Königsplanet. Und das Sternbild Fische, in dem sich die beiden Planeten für irdische Betrachter begegneten, symbolisierte das heutige Land Israel. Dort also war ein neuer König der Juden geboren.

Wenn die Weisen aus dem Morgenland, aus Babylonien, nach dem ersten Zusammentreffen von Jupiter und Saturn (April 7 v.Chr.) aufgebrochen waren, dann könnten sie bei den weiteren Begegnungen (September / Dezember 7 v.Chr.) der beiden Planeten gerade an ihrem Ziel angekommen sein.

Die Geschichte klingt plausibel. Es ist gut möglich, dass sich hinter dem Stern von Bethlehem die dreifache Konjunktion von Jupiter und Saturn aus dem Jahr 7 v. Chr. verbirgt. Diese Theorie halten die meisten Astronomen für die wahrscheinlichste. Auffallend ist, dass nur die Sterndeuter vom Stern wussten, die Leute in Jerusalem jedoch nicht. Das weißt darauf hin, dass es etwas mit Sternenkonstellationzu tun hat.

Die Weisen die dem Stern folgten, regten die Fantasie der Menschen an. Wegen ihrer teuren Geschenke (Gold, Weihrauch und Myrrhe) wurden aus den Weisen alsbald Könige. Und weil sie mit drei Gaben kamen, ging man schließlich von drei Königen aus (Matthäus hatte uns über ihre Anzahl im Unklaren gelassen). Noch dazu wurden sie heilig. Die erste verbriefte „Heiligsprechung“ durch einen Papst fand erst im Jahr 993 statt und betraf den heiligen Ulrich von Augsburg. Im 6. Jahrhundert gab man ihnen die Namen Caspar, Melchior und Balthasar, ab dem 11. Jahrhundert schrieb man ihnen die Kontinente Europa, Asien und Afrika zu. Ihre Gebeine, die man glaubte, gefunden zu haben, brachte man 1164 als Reliquien nach Köln. Dort ruhen sie noch heute im Dreikönigenschrein im Dom.   mehr Informationen

  
Dreikönigenschrein Köln                                Drei Könige mit Maria und Jesus

Vergleiche auch Artikel:
Die „Heiligen Drei Könige“– drei Worte – drei Irrtümer
Was sollen die Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe?

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